Im Rahmen seiner Ortsteilbegehungen in den Altlüner Wahlkreisen war am Dienstag der Bioland Hof Schulze-Wethmar das Ziel der Altlüner SPD. Gemeinsam mit zahlreichen Vorstandsmitgliedern informierte sich der Vorsitzende und Ratsherr für Wethmar, Rüdiger Billeb, über die Geschäftsfelder und Produktionsabläufe sowie die Rahmenbedingungen und speziellen Problemstellungen in der Biolandwirtschaft. Für Informationen und eine rege Diskussion standen Dirk und Vitus Schulze-Wethmar bereit.
Der Hof wurde erstmalig im 9. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Im Jahr 1988 begann Dirk als einer der Pioniere auf dem Gebiet mit der Umstellung auf Biolandwirtschaft, die schließlich seit 1990 das Markenzeichen ist. Schulze-Wethmar unterwirft sich nicht nur den Vorschriften des „BIO-Siegels“, sondern den noch höheren Anforderungen der „BIOLAND-Zertifizierung“, deren Beachtung durch eine private Kontrollstelle zwei Mal im Jahr (davon ein Mal unangekündigt) überprüft werden. Neben dem Spargel sind die Möhren ein wesentliches Produkt des Hofes, angebaut, geerntet und im eigenen Hofladen, auf den Märkten in Lünen und Dortmund oder auch an Großhändler verkauft werden darüber hinaus aber zahlreiche Gemüsesorten, Kartoffeln und Getreide.
Daneben ist die Familie mittlerweile auch in die Gastronomie eingestiegen, bewirtschaftet sie doch ganzjährig die Restauration in der alten Kegelbahn im Hof von Schloss Cappenberg. Dort werden selbst gebackenen Kuchen und kulinarisch zubereitete Produkte aus der eigenen Produktion angeboten.
Angebaut werden die Hofprodukte auf etwa einem Drittel eigenen und zwei Drittel gepachteten Flächen, woraus Vitus Schulze-Wethmar auch gleich ein Problem für den Betrieb ableitet. Bedingt durch die in den letzten Jahren vermehrt in Betrieb genommenen Biomassekraftwerke und dem daraus resultierenden enormen Bedarf an Brennstoffen, die größtenteils auf landwirtschaftlichen Flächen erzeugt werden (z. B. Mais), ist die Verfügbarkeit freier landwirtschaftlicher Flächen stark eingeschränkt, darüber hinaus haben sich sowohl die Pacht-, als auch die Kaufpreise in den letzten 10 Jahren vervielfacht.
Während der Spargelernte wird der Personalbestand auf dem Hof um etwa 35 Saisonarbeiter/innen aus Polen und Rumänien aufgestockt; wie Vitus Schulze-Wethmar berichtet, zumeist Menschen, die seit vielen Jahren zur Ernte nach Wethmar kommen und nach und nach auch ihre Verwandten als Arbeitskräfte mitbringen. Diese Saisonkräfte bleiben in der Regel für 2-3 Monate in Lünen. Sie leben in dieser Zeit in eigens für sie hergerichteten Unterkünften auf dem Hof Schulze Wethmar, wo ihnen neben dem Mittagessen auch die Unterkunft zusätzlich zum Arbeitslohn gestellt wird. Der Arbeitslohn war im Zusammenhang mit dem Thema Mindestlohn ein weiteres Diskussionsthema. Die Altlüner Sozialdemokarten kamen im Gespräch zu der Überzeugung, dass bei Einbeziehung aller Leistungen (Unterkunft, Verpflegung) die Mindestlohnforderungen durch den Betrieb vermutlich mehr als eingehalten würden, Zusätzlich zum Grundlohn erhalten die Mitarbeiter Leistungsprämien. „Zu dieser Problematik werden wir noch ein Gespräch mit unserem Bundestagsabgeordneten Michael Thews vermitteln, da dieser am Dienstag urlaubsbedingt nicht dabei sein konnte“, sicherte Rüdiger Billeb auch eine Befassung mit diesem speziellen Problem bei der Beschäftigung von ausländischen Saisonkräften zu.
Neben den Saisonarbeitern beschäftigt Schulze-Wethmar in der Landwirtschaft und im Hofladen jeweils vier festangestellte Mitarbeiter/innen, darüber hinaus weitere 15 Mitarbeiter/innen auf 450,– Euro Basis.
Die Sozialdemokraten erhielten bei der Hofbesichtigung einen umfassenden Einblick mit dem Schwerpunkt der teilautomatisierten Spargelverarbeitung nach der Ernte. Hier wurde der Aufwand deutlich, der betreiben wird bis der Spargel mal im heimischen Kochtopf landet.
„Gerade in Zeiten von Lebensmittelskandalen, „Sklavenarbeit“ in der Fleischindustrie und ethischen Skandalen in der Massentierhaltung sollten wir froh und stolz darauf sein, einen so ordentlich strukturierten und zertifizierten Bioland-Betrieb in Lünen zu haben. Aufgabe der Kommunalpolitik ist es auch, strukturpolitische Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Existenz solcher Betriebe auch für die kommenden Jahre ermöglichen“, resümierte Rüdiger Billeb den informativen Besuch und ergänzte, „wir bedanken uns für den tiefen Einblick und den offenen und kritischen Dialog“.